Parodontitis durch Herpes?

Diese unangenehmen Bläschen, die nicht nur stören, sondern manchmal auch recht schmerzhaft in Erscheinung treten, kennt vermutlich jeder von uns: Herpes. Tatsächlich gibt es rund 90 Typen des Herpesvirus – doch die wenigsten betreffen den Menschen.

Unter den bekanntesten Herpesviren findet sich der sogenannte Herpes Simplex Virus 1 (HSV1) und der Herpes Simplex Virus 2 (HSV2). Haben wir uns einmal mit ihnen infiziert, so verbleiben beide Virustypen lebenslang in unserem Körper:

✎ im Gewebe der Speicheldrüsen
✎ in unseren Nervenzellen (Ganglien)
✎ in unseren Epithelzellen (Epithel: Deck- und Drüsengewebe)

Der Lippenherpes (Herpes labialis) entsteht durch den weit verbreiteten Herpes Simplex Virus 1 (HSV1). Dieser Virustyp ist auch für Herpes an Augen, Nase und Ohren verantwortlich. Rund 80 % der Deutschen infizieren sich schon als Baby oder Kleinkind mit diesem Virus, doch bricht der Lippenherpes nicht zwangsläufig bei allen aus. Die Ansteckung mit dem Herpes Simplex Virus 2 (HSV2) hingegen erfolgt in der Regel erst während der Pubertät, also mit Beginn der ersten Intimitäten. Diese Virusart zeigt sich zumeist in Form einer schweren Genitalherpes (Herpes genitalis), allerdings sind etwa 20 – 30 % der Deutschen durch Antikörper geschützt.

Herpesbläschen am Mund – oder auch an anderen Körperstellen – sind zwar unangenehm, doch im Normalfall bildet sich der Ausschlag unter einer schorfartigen Kruste nach rund acht bis zehn Tagen von selbst zurück. Oder wie der Volksmund weiß: Drei Tage kommt die Infektion, drei Tage bleibt sie, drei Tage geht sie. Sollte der Patient allerdings den Humanen Immundefizienz Virus (HIV) in sich tragen oder sich kürzlich einer Organtransplantation unterzogen haben, so kann die Herpesinfektion tatsächlich auch ein tödliches Ende finden.

Herpesviren gelten außerdem als Verursacher weiterer, durchaus ernsthafter Erkrankungen:

✎ Varizella-Zoster-Virus (VZV): Windpocken und Gürtelrose
✎ Epstein-Barr-Virus (EBV): Pfeiffersches Drüsenfieber
✎ Humaner Cytomegalie-Virus (HCMV): infektiöse Komplikationen während der Schwangerschaft bis hin zu Fehlbildungen des Säuglings
✎ Humaner Cytomegalie-Virus (HCMV) und Epstein-Barr-Virus (EBV): Tumore

Parodontitis und Herpes

Herpesviren können jederzeit an die Hautoberfläche gelangen bzw. durch Außenreiße reaktiviert werden. Nachweise im menschlichen Speichel belegen, dass Herpes auch innerhalb des Mundraumes existiert. Tatsächlich bieten Menschen mit parodontalen Zahnschäden einen optimalen Nistplatz für die Epstein-Barr- (EBV) wie auch für die Cytomegalie-Viren (HCMV), was die Verbreitung über den Speichel begünstigt. Untersuchungen aus dem Jahr 2005 beweisen den Zusammenhang zwischen dem Herpes Simplex Virus 1 (HSV1) und der Schwere einer bestehenden Parodontitis-Erkrankung.

Auch im Jahr 2011 unterstützt eine umfangreiche Studie die These, dass Parodontitis die Verbreitung der lästigen Herpesviren begünstigt:

20 Patienten, die unter einer besonders aggressiven oder aber chronischen Parodontitis litten, ließen Speichel und Zähne mittels virologischer Proben untersuchen. Vor, während und nach der zahnärztlichen Behandlung der Parodontitis wurden die Cytomegalie-Viren (HCMV) wie auch die Epstein-Barr-Viren (EBV) mengenmäßig erfasst und identifiziert. So sollte ermittelt werden, welchen Einfluss die Parodontitis-Behandlung auf die Menge der Herpesviren im Speichel nimmt. Eine notwendige Erkenntnis, um das Risiko der Herpesausbrüche wie auch die Infektionsgefahr für nahestehende Menschen auf ein Minimum zu reduzieren.

➨ Das Resultat: Die zahnmedizinische Behandlung bringt in der Tat eine geringere Virenbelastung im Speichel mit sich. So dürfen sich die Patienten nicht nur über gesündere Zähne freuen, sondern auch über das Ausschalten einer essentiellen Quelle für Herpesviren. Der Fortbestand jener EBV- und HCMV-Viren wird durch eine erfolgreiche Parodontitis-Behandlung also nachweislich eingeschränkt.

So schützen Sie sich vor unangenehmen Herpesbläschen …

Sofern es sich um Lippenherpes handelt, erzielen Sie mit speziellen Herpescremes große Erfolge. Sie sind in der Regel rezeptfrei in der Apotheke verfügbar und bestehen aus konzentrierter Creme der Melisse. Rechtzeitig auf die zwickende Stelle an der Lippe aufgetragen blockiert sie die Eingänge an den Hautzellen und der Virus vermag sich nicht weiter auszubreiten.

Im Mundraum gestaltet es sich natürlich als eher schwierig, eine Creme – die zudem äußerst bitter schmeckt – aufzutragen und einwirken zu lassen. Die Lösung zeigt sich hier in Form sogenannter Virustatika-Tabletten, die sich sowohl für die Vorbeuge als auch für akute Stadien der Virusinfektion als geeignet erweisen.

Sollten Sie unter extrem hartnäckigen oder recht häufig ausbrechenden Herpesviren leiden, so sorgen folgende Tipps für Erleichterung:

✎ Vermeiden Sie Reizungen aller Art, z. B. durch extreme Sonneneinstrahlung.
✎ Bauen Sie Stress weitestgehend ab.
✎ Stärken Sie Ihr Immunsystem.
✎ Achten Sie auf eine verantwortungsvolle Mundhygiene.
✎ Und versäumen Sie keine Zahnarzttermine bei Ihrem Zahnarzt Mönchengladbach, denn: Je weniger Parodontitis, desto weniger Herpes.

➩ Die Vermutung, der Herpesvirus könne zu Zahnschäden führen, ist folglich nicht belegt. Tatsächlich ist es die Parodontitis, welche dem Herpesvirus einen Nistplatz in den parodontalen Taschen bietet und eine Verbreitung wie auch Ansteckung über den Speichel begünstigt.

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